Die Gewinner 2025 stehen fest
ECR Collaboration Excellence Award: E2E-Automatisierung des O2C-Prozesses
Bünting, Dachser, Markant, Nestlé, Procter & Gamble und Rossmann haben sich seit mehreren Jahren der End-to-End-Automatisierung des Order-to-Cash-Prozesses verschrieben. Dabei immer im Fokus: von Komplexität zu Klarheit unter Berücksichtigung bestehender Standards. Das gemeinsame Vorhaben verbindet Industrie und Handel in puncto Echtzeitdaten, maschinenlesbare Reklamationen, Workflow-Integration und Transparenz bei der Warenannahme völlig neu. Und zwar vom Aufbau des ersten Prototyps über marktfähige Lösungen bis hin zum Rollout. Entstanden ist das Softwareprodukt „Digitale Vorgangsakte (DVA)“ – ein für alle Partner in der Lieferkette offenes, cloudbasiertes System, das der Digitalisierung und Automatisierung des Reklamationsprozesses dient. Im Jahr 2025 werden im Projekt etwa 1 Million Anlieferungen von rund 3.000 Lieferanten an über 25 Standorten über die DVA abgewickelt worden sein und so auf der Nummernebene der Versandeinheit (NVE) basierend auf dem Despatch Advice (DESADV) visualisiert und editierbar dargestellt. Dokumente, Fotos und Informationen lassen sich demnach in Echtzeit erfassen und digital über das sogenannte Claimhandlingsportal als zentralen Touchpoint maschinenlesbar in der Receiving Advice (RECADV) übermitteln. Eine weitere Datenquelle ist die Plattform Cloud4Log (C4L), welche Papierlieferscheine obsolet macht. Pro Claim sind Einsparungen von bis zu 100 Minuten möglich. Die Jury war von der Innovationskraft, Skalierbarkeit, Interoperabilität, Effizienz und dem KI-Potenzial beeindruckt.
ECR Innovation Excellence Award: Frischelogistik zur urbanen Versorgung
EatFresh, das European EPC Competence Center (EECC), die Nagel-Group mit ihren Tochtergesellschaften B+S Logistik und LEAFR sowie die Bünting Gruppe haben die Frischelogistik neu gedacht. Das Ziel des Projektkonsortiums ist der Aufbau eines standardisierten, digitalen und urbanen Versorgungssystems mithilfe von Radio Frequency Identification (RFID), der GS1 Smart-Box als Mehrweggebinde sowie Echtzeitdaten zu Bestand, Frische und Transportverlauf via Electronic Product Code Information Services (EPCIS). In enger, agiler und co-kreativer Zusammenarbeit wird zukünftig vollständige Transparenz entlang der Lieferund Kühlkette von der Produktion über die Lagerung und den Transport bis zum Point of Sale ermöglicht sowie Schwund und Verpackungsabfall minimiert. Besonders innovativ ist der selbstsouveräne Datenaustausch, bei dem die Partner ihre Daten eigenständig kontrollieren und gezielt über interoperable Schnittstellen miteinander teilen. Das schafft laut der diesjährigen ECR Award Jury Vertrauen, Effizienz und Skalierbarkeit für die gesamte Branche. Derzeit befindet sich das Projekt in einer fortgeschrittenen Pilotphase. RFID-Produkt-Tagging und GS1 Smart- Boxen samt Global Returnable Asset Identifier (GRAI) wurden in der Beschaffung bereits umgesetzt, erste logistische Testläufe sowie die Einrichtung der RFID-Leseinfrastruktur und des Temperaturtracking sind gestartet. Zudem entwickelte das cross-funktionale Projektteam gemeinsam technische Standards, Mehrwegkreisläufe und Datenschnittstellen, um die benötigte Umsetzungsgeschwindigkeit und Lösungstiefe für die Implementierung in der Praxis zu gewährleisten. Die EPCIS-Schnittstellen werden integriert und zugleich läuft ein Praxisversuch im Lab Frankfurt am Main mit über 100 Funktionstests binnen eines Jahres.
ECR Sustainability Excellence Award: EUDR Best Practice Standard
Stellvertretend für mehr als 40 Unternehmen sowie 150 Expert:innen des Programms „Data for Sustainability“ (D4S) haben Alnatura, Dr. Oetker, Edeka, Henkel, Markant, Nestlé, Procter & Gamble und Rewe, unterstützt durch KPMG, KPMG Law und Cattwyk, einen Best Practice Standard für die EUEntwaldungsverordnung (EUDR) zur Abfrage und Weitergabe von relevanten Daten entwickelt. Damit lassen sich Datenströme entlang der gesamten Lieferkette effizienter und wirksamer im Zusammenspiel mit dem EU-Datenbanksystem „Traces“ austauschen. Mittels eines standardisierten Fragebogenmodells zur Supplier Compliance Verification können die vereinheitlichten Datenpunkte und Prozesse in drei unterschiedlichen Szenarien gezielt, automatisiert und skalierbar für alle erdenklichen Unternehmen abgebildet werden. Der EUDR Best Practice Standard basiert auf einer breiten Wissensbasis, welche durch die Beiträge von Handels- und Konsumgüterunternehmen, Solution Partnern, Anwaltskanzleien und Inputs der in Deutschland zuständigen Kontrollbehörde im Rahmen von D4S entstand. Diese vielfältigen Perspektiven aus der Praxis haben von Beginn an ein umfassendes Anforderungsprofil geschaffen und die Jury nachhaltig überzeugt. Zumal die Open-Source-Lösung in unterschiedlichen Softwarelösungen unternehmensübergreifend angewendet werden kann und bereits bei einigen Anbietern im Einsatz ist. Zu Beginn des Multi-Stakeholder-Projekts stand die Erreichung eines lückenlosen Verständnisses über die rechtlichen Anforderungen im Vordergrund. Transparenzsteigerung, verbesserte Datenvergleichbarkeit sowie hohe Themenrelevanz führten zu großer Akzeptanz. Ziel war es, durch ein vereinfachtes Supply-Chain- Szenario möglichst viele Use Cases der betroffenen Rohstoff- und Produktkategorien abzudecken.